Friedrich-Ebert-Strasse Süd

In der Friedrich- Ebert-Straße Süd, zwischen der Bibliothek der Fachhochschule und der Einfahrt der Puschkinstraße, befindet sich eine ca. 8000 Quadratmeter Grünfläche (Märkische Oderzeitung, 2019). Bis zur Zerstörung am Ende des zweiten Weltkrieges war hier eine geschlossene Häuserreihe, in deren Erdgeschossen sich zahlreiche kleine Läden befanden. Damals war hier die Flaniermeile schlechthin von Eberswalde.

In der Friedrich- Ebert-Straße Süd (ehemals ‚Neue Kreuzstraße), zwischen der Bibliothek der Fachhochschule und der Einfahrt der Puschkinstraße, befindet sich eine ca. 8000 Quadratmeter Grünfläche (Märkische Oderzeitung, 2019) . Noch vor der Krieg, war hier eine geschlossene Häuserreihe mit Wohnungen in der oberen Stockwerken und zahlreichen kleinen Läden in den Erdgeschossen die Flaniermeile von Eberswalde schlechthin (Dietrich,  2003). An der Ecke zur Puschkinsraße befand sich, wie auf alten Postkarten ersichtlich, das Geschäft MAX von BURREN.  
In den Häusern lebten bis zu ihrer Verfolgung, Deportation und Ermordung durch die Nationalsozialisten viele jüdische Eberswalder*innen, die hier ihre Läden führten. Konkret bekannt sind folgende ehemalige Bewohner*innen:

Neue Kreustr. 2: Hier lebte Lina Morgenstern (geb. 18.2.1849 in Prasznycz) bis zu ihrem Tod am 13.12.1934, sie wurde auf dem Neues jüdischen Friedhof in Eberswalde beigesetzt. (Eberswalder Gedenkbuch, S. 118)

Neue Kreuzstr. 8: Hier lebte Ignatz Holzmann (geb. 2.9.1896 in Jerusalem) mit seiner Frau Rosa, geb. Melawer und ihren Kindern Regina (später Sachs), Siegfried und Bernhard. Der Verbleib von Ignatz Holzmann ist unbekannt, Rosa Holzmann wurde am 24.10.1941 nach Lodz deportiert. Siegfried Holzmann wurde in das KZ Mauthausen deportiert, wo er verstarb. Regina Sachs lebt während des Krieges mit ihrem Mann in Paris, von wo sie in das KZ Auschwitz deportiert wurde. (ebd. S. 67)

Neue Kreustr. 11/ später 13: Hier wohnte der Kaufmann Richard Liepmann (geb. 16.10.1880 in Eberswalde), der vermutlich mit seiner Frau (Name unbekannt) am 28.10.1942 nach Theresienstadt deportiert wurde. (ebd. S. 97)

Neue Kreuzstr. 13: Hier wohnten Luis Feintuch (geb. 4.1.1884 in Insterburg) und seine Frau Emmy (geb. Löwenstein) und betrieben ein Bekleidungsgeschäft, sie flohen mit ihrer gesamten Familie 1938 nach Australien. (ebd. S. 33, 36) 

Neue Kreustr. 14:  Hier lebte Moritz Wormann (geb. 18.6.1882 in Jaratschewo) und führte sein Geschäft „J. Morgenstern, Damenkonfektion und Modewaren“. Sein Verbleib ist unbekannt. (ebd. S. 186) 

Neue Kreuzstr. 15: Hier lebte Selma Jacob (geb, 18.10.1886 in Eberswalde) und führte mit ihrer Schwester Erna das Geschäft ihres Vaters Albert Jacob für Manufaktur- und Modewaren, Konfektion und Wäsche. Ihr Verbleib ist unbekannt. Auch Erna (geb. Jacob am 14.5.1889) & Theodor (geb. am 4.11.1881 in Lobsens) Pinkus lebten in diesem Haus. Erna führte das Geschäft ihres Vaters Albert Jacob mit ihrer Schwester Selma. Am 14.4.1942 wurde sie wie ihr Mann nach Warschau deportiert. Ihr Verbleib ist unbekannt. Außerdem lebten hier Dr. Bernhard Joseph,  praktischer Arzt und Sanitätsrat mit seiner Frau Gonsehla, geb. Jacoby und seiner Tochter Rosa (später Kobylinski). Sein Verbleib ist unbekannt. Gonsehla Kobylinski wurde am 20.8.1942 nach Theresienstadt deportiert. (ebd. S. 70, 74, 124) 

Neue Kreuzstr. 17: Hier lebte Josef Lagro (geb. 20.5.1862 in Schocken) mit seiner Frau Jenny. Er betrieb einen Laden für Manufaktur, Putz-, Weiß- und Wollwaren in der Breitenstr. 28/ Ecke Markt. Das Ehepaar wurde am 28.10.1942 nach Theresienstadt deportiert. (ebd. S. 84) 

Neue Kreuzstr. 19: Hier wohnte Martin Glaser (vermutlich mit seiner Frau Hedwig und Tochter Ruth), der in der Bergerstr. 16 (später in der Düppelstr. 7, dann Eisenbahnstr. 97) eine Seilerwarengroßhandlung betrieb. Sein Verbleib ist unbekannt. (ebd. S. 40) 

Neue Kreuzstr. 22: Hier wohnte Siegfried Bloch (geb. 23.1.1892 in Twistring) und betrieb ein Herren- und Damenwäschegeschäft, am 14.4.1942 wurde er mit dem Transport Magdeburg-Potsdam-Berlin nach Warschau deportiert. Sein Verbleib ist unbekannt. (ebd. S. 21) 

Nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg wurde die Fläche beräumt und provisorisch als Grünfläche hergerichtet. Seit dem gab es mehrere Versuche die Fläche, mitten im Stadtzentrum, wieder zu bebauen. In einem 2003 in der MOZ veröffentlichen Artikel (Dietrich) wird berichtet, dass die Wert-Konzept-Unternehmensgruppe des Architekturbüros Müller aus Berlin, an dieser Stelle wieder bauen wollte. Im Erdgeschoß sollte eine neue Ladenzeile entstehen und darüber war altersgerechtes Wohnen geplant. Warum es nie dazu kam und ei Fläche bis heute eine Freifläche geblieben ist, ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht bekannt. 2011 scheiterte ein neuer Versuch die Brachfläche zu bebauen (Märkische Oderzeitung, 2019).  Am 14. März 2019 veröffentlichte die Märkische Oderzeitung einen Artikel, in dem berichtet wird, dass Schomaker Baugruppe sich nun der Fläche annehmen und hier insgesamt sieben Häuser bauen wolle. Hier sollen Wohnungen, Geschäfte und eine Möglichkeit zum Parken geschaffen werden.


© Ulrich Wessollek

  • Behring, Ellen; Fischer, Ingrid; Heine, Brigitta; Kuchenbecker, Arnold: Eberswalder Gedenkbuch für die jüdischen Opfer der Nationalsozialismus, Veröffentlichung des Vereins für Heimatkunde zu Eberswalde e.V., 2008 
  • Dietrich, M. (2003 ). Wiederentdecktes Stadtzentrum. Inverstor will Häuserzeile mit Leben an der Friedrich-Ebert_straße bauen/Hoffnung auf Belebung der Innenstadt. MOZ. 
  • Märkische Oderzeitung. (14. März 2019). Zweiter Anlauf für südliche Friedrich-Ebert-Straße. 

Friedrich-Ebert-Strasse Süd

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Friedrich-Ebert-Strasse Süd 52.833664, 13.815887 Friedrich-Ebert-Strasse Süd