Ammonwerk

Auf dem Gelände der Ardeltwerke, einem Großbetrieb der Firma Robert Adelt & Söhne GmbH Eberswalde, die sich zu Kriegszeiten ganz auf Rüstungsindustrie spezialisert und dafür zahlreiche Zwangsarbeiter rekrutiert hatten, wurde nach der Demontage durch die russische Besatzungsmacht, das Hans-Ammon Werk gegründet (Scholze, 2003). Es war nach dem Wiederstandskämpfer Hans Ammon benannt, der mit der Ammon-Phelmann Gruppe bis zu seinem Tod im Potsdamer Gestapo Gefängnis im Jahr 1941, politischen Widerstand aus dem Untergrund voran getrieben hatte (Görner, 2011). Im Jahr 1960 wurde das Werk, das sich bis dahin auf dem Gelände der ehemaligen Ardelt-Werke zwischen der Boldstraße und Heegermühlerstraße befunden hatte, mit dem Britzer Eisenwerk zu den vereinigten Gießereien Hans Ammon Britz zusammen gelegt (Sauer et. al, 1983). Das Hans-Ammon Werk hielt sich bis ins Jahr 2000 in Britz. Die Hallen auf dem verwaisten Gelände wurden 2009 abgerissen und in eine Grünfläche umgewandelt (Still, 2009).

Das 1945 auf dem Gelände der Ardeltwerke gegründete Hans-Ammon-Eisenwerk war nach Hans Ammon benannt, der am 15. August 1901 in Eberswalde als Sohn eines Arbeiters geboren wurde und nach der Schule zeitweilig in den Ardeltwerken arbeitete (o.A., 2003). Er war Mitgliede der KPD und wurde bereits am 15.August 1933 aufgrund staatsfeindlicher Umtriebe verhaftet und für vier Monate im KZ Oranienburg inhaftiert (ebd.). Da ihm nichts nachzuweisen war, wurde er Weihnachten desselben Jahres wieder freigelassen und fuhr mit seiner politischen Aktivität fort. Er war Mitglied der Ammon-Phelmann Gruppe, die u.a. Flugblätter und die Zeitschrift „Astlochkieker“ herstellte und in Eberswalde verteilte (Görner, 2011). Weitere Aktionen der Widerstandsgruppe waren Hilfe für Zwangsarbeiter, Kampf gegen Faschisten und Störung der Rüstungsindustrie. Bis sie im Jahr 1941 von dem Spion Paul Bogen infiltriert und an die Nazis verraten wurde, war es der Gruppe gelungen im Untergrund zu arbeiten (ebd.). 24 Mitglieder wurden am 6. August 1941 verhaftet und in das Potsdamer Gestapo-Gefängnis gebracht (ebd.). Nur zwei Monate später erhielt Ammons Frau die Mitteilung, ihr Mann sei an einer, je nach Quelle, Nierenbeckenentzündung oder Lungenentzündung gestorben, was damals die übliche Erklärung für Mord und Totschlag an Kommunisten und Antifaschisten war (o.A., 2003). Nach der Befreiung Deutschlands durch die Sowjetunion fand Hans Ammon in seiner Heimatstadt Eberswalde seine letzte Ruhestätte. 

Die Entstehung der Ardelt-Werke war in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert treibende Kraft für die Entwicklung des Stadtteils Westend (Scholze, 2003). Noch 1901 betrieb Robert Ardelt, Vater von vier Söhnen, lediglich eine kleine Schloßerei und ein Technisches Entwicklungsbüro für Maschinenbau. Kurz darauf traten nach und nach all seine Söhne in die Firma, die sich nun  Robert Adelt & Söhne GmbH Eberswalde, nannte ein und die Firma expandierte so schnell, dass sie bereits 1910 auf ein neues Gelände zog. An der westlichen Stadtgrenze, am Heegermühler Weg entstanden die Ardelt-Werke, die ursprünglichen auf die Konstruktion und den Bau von Gießereianlagen spezialisiert war. Nur zwei Jahrzenhte später war eine Werksabteilung für Hebewerkzeuge, eine Betriebsabteilung für wasserbautechnische Anlagen und eine Aluminium-Gießerei, sowie die Entwicklung und der Bau von Straßenbaumaschinen hinzugekommen(ebd.). Ein so großes Werk, brauchte viele Arbeiter, für die die Firma vor allem im Westend (Boldstraße, Werbeliner Straße, Heidestraße), aber auch im Ostende (über 100 Siedlungshäuser) und im Nordend (Poratzstraße, Luxemburgstraße, Kollwitzstraße und Helene:Lange-Straße) Häuser baute (ebd.). Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland begann für das Werk ein steiler Ausftsieg. Die Zahl der im Werk beschäftigten Arbeiter stieg von 4000 im Jahr 1936 in nur 3 Jahren auf 8000 und mit Kriegsbeginn und Umstellung auf die Herstellung von Rüstungsindustrie auf 11 000 im Jahr 1945 (ebd.). Davon waren ca. 4000 Zwangsarbeiter, Krieggefangene und KZ-Häftlinge. Das Werk tat all dies, wogegen Hans Ammon und seine Widerstandsgruppe gekämpf hatten. 

Mit Kriegsende, fand auch die Geschichte der Ardelts in Eberswalde ein Ende, nicht jedoch die ihrer Werke. Bereits wenige Monate nach Kriegsende leitete die sowjetische Besatzungsmacht die Demonatge und dem Abtransport der Werksausrüstung ein und übergab die Werke dem Bürgermeister, um eine kommunale Gießerei daraus zu machen. Planert, ein ehemaliger Former im Hans Ammon Werk, erinnert sich in einem Gespräch mit der MOZ: . „Die Russen hatten nach dem Krieg im Hans-Ammon-Werk, einem Teilbetrieb von Ardelt, alles bis auf die Grundmauern abgebaut. Selbst den Kran für die Gießerei demontierten sie, sodass wir Koks und Schrott mit der Hand zum Ofen hochtragen mussten“ (Still, 2014). Das Hans Ammon-Werk war aus der Eisengießerei der Ardelts entstanden und erinnert an Hans Ammon und seinen Widerstand. Rafalski (2016) berichtet, dass sein Opa das Werk erbaut und zehn Jahre lang geleitet habe, aber niemand in seiner Komplexität über das Ammonwerk Bescheid wisse. Die Hallen vom Sitz des Bürohauses in der Boldstraße bis hin zu den Gleisanlagen hätten zur Eisengießerei gehört.  

Sicher ist, dass die Eberswalde Hans – Ammon Gießerei 1960 mit dem VEB Eisenwerkt Britz zu den vereinigten Gießereien Hans Ammon Britz zusammen gelegt wurde (Sauer et. al, 1983). In Britz hatte sich die Eisengießerei ebenfalls ab Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt. Als „Hans-Ammon-Werk“ wie das Werk in der DDR genannt wurde, wurde es mit einer Produktion von etwa 15 450 Tonnen Grauguss größter Gusshersteller für Dieselmotoren (Still, 2009). Damals waren 700 Arbeiter in dem Werk beschäftigt (ebd.). Im Jahr 2000 wurde die Produktion eingestellt, das Gelände verwaiste und wurde mit Abriss der Hallen im Jahr 2009 zu einer Grünfläche umgewandelt. 

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