Areal Goethestraße, Ossietzkystraße, Gerichtsstraße, Schicklerstraße

Das Areal zwischen Goethestraße, Ossietzkystraße, Gerichtsstraße und Schicklerstraße ist eine Lücke im Wandel, da hier über die Jahrhunderte verschiedene Institutionen in sehr enger Nachbarschaft beheimatet waren. An der Ecke Gerichtsstraße/Pfeilstraße befand sich erst das Amtsgericht, nach Kriegsende das Volkspolizeikreisamt und später Polizeipräsidum mit Judohalle, Kampftruppeneinheit und Arrestzellen, danach bis 2015 die Polizeiwache und schließlich – nach 4 Jahren Leerstand – wurde das Gebäude Anfang 2019 abgerissen. Hier soll nun ein Neubau für „Wohnen mit Service“ errichtet werden (Petersson, 2018). Unter anderem soll eine Kita entstehen. In der direkten Nachbarschaft befanden sich außerdem die Feuerwehr (auf dem Areal, auf dem heute das Parkhaus steht), die Synagoge und viele weitere Einrichtungen. In der Vergangenheit war in dem Areal immer viel Bewegung. Zur DDR-Zeit war das Wohnquartier zeitweise für Eberswalderinnen und Eberswalder gesperrt und als „Russenviertel“  bekannt.

Das Areal zwischen Goethestraße, Ossietzkystraße, Gerichtsstraße und Schicklerstraße ist eine Lücke im Wandel, da hier über die Jahrhunderte verschiedene Institutionen in sehr enger Nachbarschaft beheimatet waren, von denen einige bereits in Vergessenheit geraten sind.

Auf dem ca. 6000 Quadratmeter großen Grundstück direkt an der Pfeilstraße 3, Ecke Gerichtsstraße ließ die Stadt Eberswalde im Auftrag des Justizministeriums in Berlin, 1879 ein Amtsgerichtsgebäude erbauen (Petersson, 2019). Das Grundstück dafür hatte die Stadt von dem Schlächtermeister Christian Friedrich Wilhelm Lüdecke und Johann Karl Friedrich Thomarth. erworben (ebd.). Nach Fertigstellung wurde das Gebäude an das Justizministerium vermietet (ebd.). Teil des Amtsgerichtes  war zu jener Zeit auch ein Gefängnis (Petersson, 2018 & ODV-TV, 2016). Die Gerichtsstraße trägt auf Grund des Amtsgerichtsgebäudes noch heute ihren Namen, auch wenn das 2019 abgerissene Gebäude lange nicht mehr diesem Zweck diente.

Direkt daneben, an der Stelle, an der heute das Parkhaus steht, befand sich nach Angaben von Herrn Landmann (2019) die Feuerwehr. Zwischen der Feuerwehr und der Synagoge stand , so Landmann weiter, eine langgestreckte Barracke, in der nach der Wende, für eine kurze Zeit als Übergangslösung die Bibliothek untergebracht war. Das Gebäude ist inzwischen abgerissen. Daneben befand sich die Synagoge, heute der Ort „Wachsen mit Erinnerung“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das gesamte Areal Teil des sogenannten Russenviertels. Dieses umfasste das Quartier zwischen Pfeil- und Ossietzky-Straße, westlich der Goethestraße und war eingezäunt. Landmann erinnert sich, dass das Gebiet für die deutsche Bevölkerung nicht zugänglich war und die russischen Offiziere die Villen bewohnt hätten. Das frühere Amtsgerichtsgebäude war für sie ein zentrales Gebäude und im angrenzenden Gefängnis wurden in dieser Zeit straffällig gewordene Angehörige der Roten Armee eingesperrt (Wühle, 2006/07 in Petersson, 2019 ).

Wühle deckte im Jahrbuch 2006/07 auf, dass die Stadt Eberswalde das Areal im Jahr 1974/75 wiederbekommen habe und der Holzzaun zwischen 1973 und 1974 abgebaut wurde. Anschließend wurde das Gebäude saniert und die Polizeiverwaltung, die bis dahin im alten Rathaus untergebracht war, zog ein. Zu DDR Zeiten entstand hier das Volkspolizeikreisamt, den Eberswaldern kurz als VPKA bekannt. Damals wurde die einst schmuckvolle Fassade abgeklopft und dem Gebäude wurde, in Landmanns Worten „die Schönheit genommen. “

Viele Mitglieder der seit 1875 bestehenden Freiwillige Feuerwehr Eberswalde wurden 1945 von der, von der sowjetischen Besatzung gegründeten, Berufsfeuerwehr rekrutiert. 1949 wurde sie als Volkseigentum der Kreispolizeibehörde unterstellt und befand sich auf dem Areal neben dem ehemaligen Amtsgerichtsgebäude. Landmann erinnert sich im Interview (2019) eindrücklich daran, wie die gesamte Innenstadt hören konnte, wenn die Feuerwehr aus den Garagen zur Schicklerstraße ausrückte. Da die Lage zudem ungünstig war, wurde das Gebäude Landmann zufolge nach der Wende abgerissen und die Feuerwehr nach Finow verlagert. Hier agierte sie zunächst als freiwillige Feuerwehr mit hauptberuflichen Kräften und seit dem 1. Januar 2000 als Berufsfeuerwehr. Die alten Garagen der Feuerwehr an der Pfeilstraße wurden  von 1995 bis 2002 vom städtischen Museum Eberswalde als Lagerraum genutzt. (Information Birgit Klitzke, Museumsleiterin) Heute befindet sich dort das „Parkhaus Kreisverwaltung“, vormals „Parkhaus Paul-Wunderlich-Haus“ (Stadtentwicklungsamt , 2012 ).

Das ehemalige Amtsgericht, ehemalige VPKA-Gebäude wurde nach der Wende zum Sitz des Polizeipräsidiums. Die gesamte Liegenschaft gehörte zum Polizeipräsidium. Hier gab es eine Judohalle in der die Judoka Eberswalde trainierten. Außerdem waren hier die Hundestaffel der Polizei und im Keller des Amtsgerichts die Kampfgruppeneinheit stationiert. Gewehre und Munition wurde gelagert (Landmann, 2019). Auch drei Arrestzellen gab es in dem Gebäude weiterhin, wo  u.a. Randalierer und Betrunkene die Nacht in Gewahrsam verbachten (Petersson, 2019).  Bis 2002 hatte das Haus als Polizeipräsidium des Landes Brandenburg gedient (Rayß, 2015,). Danach wurde es als Polizeiwache weitergenutzt. Dabei hätten zwei Drittel des Gebäudes leer gestanden (ebd.). Das Gebäude sei für die Nutzung viel zu groß gewesen (ebd.). Torsten Kulig, Leiter der Polizeiinspektion Barnim, beschrieb im  Gespräch mit der MOZ, dass man sich im Gebäude auf Grund des Leerstands regelrecht verlaufen konnte und nennt es Geisterhaus (Rayß, 2015,). Außerdem sei die Nutzung der Toiletten mitunter ‚abenteuerlich‘ gewesen.  2015 zog die Polizeiwache schließlich in das Landesbehördenzentrum (Petersson, 2018). Seitdem steht die Immobilie leer und wurde bereites 2016 vom Land Brandenburg zum Verkauf ausgeschrieben (ebd.). Der neue Eigentümer ist die Johanniter-Unfallhilfe. In einem ersten Schritt wurde der Denkmalschutz aufgehoben, da die Substanz zu marode war, um sie zu sanieren. Der Abriss soll bis April 2019 abgeschlossen sein und im Anschluss soll hier ein Neubau für „Wohnen mit Service“ errichtet werden (Petersson, 2018). Geplant sind Gewerbe, idealerweise in der Gesundheitsbranche, eine Tagespflegeeinrichtung im Erdgeschoss, sowie bis zu 75 Mietwohnungen in den Obergeschossen (ebd.). Außerdem soll hier eine Kita mit 80 Kitaplätzen entstehen (ebd.).

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Areal Goethestraße

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Areal Goethestraße 52.831450, 13.818440 Areal Goethestraße, Ossietzkystraße, Gerichtsstraße, Schicklerstraße