Synagoge

Von 1890 bis zur Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 stand in der in der damaligen Bismarckstraße, heutigen Goethestraße, eine prachtvolle Synagoge (Rößler , 2010). In der sogenannten Reichspogromnacht wurden, vom nationalsozialistischen Regime gelenkt und organisiert, in ganz Deutschland jüdische Geschäfte zerstört und Synagogen angezündet. Auch die Eberswalder Synagoge wurde angegriffen (o.A., Märkische Allgemeine, 2013). Anschließend wurden die jüdischen Bürger*innen abtransportiert und in Lager gebracht. Viele von ihnen verstarben auf dem Transport, oder in den Lagern (Beelitz et. al, 1954). Seit dem 9. November 2012, 64 Jahre nach der Reichspogromnacht, erinnert der Erinnerungsort „Wachsen mit Erinnerung“ an die ehemalige Synagoge. Das Denkmal ist ein unbetretbarer Raum, der den Grundriss der ehemaligen Synagoge der Stadt nachzeichnet und auf ihre Abwesenheit hinweist (o.A., Märkische Allgemeine, 2013 & Villinger, 2013). Innerhalb der Mauern wurden Bäume gepflanzt, die im Laufe der Jahre über die Mauern hinwegwachsen werden und einen Neuanfang symbolisieren. 

Über 700 Jahre lebten Juden in Eberswalde und feierten ihre Gottesdienste an unterschiedlichen Orten. 1890 bekam die jüdische Gemeinde in Eberswalde in der damaligen Bismarckstraße, heutige Goethestraße eine Synagoge (Rößler , 2010). Unter Leitung des Architekten Münzenberger war hier ein imposanter und eindrucksvoller Bau (Ahrend, 1993) im byzantinische-maurischer Stil errichtet worden (Beelitz et. al, 1954). Die Fassade war mit blau-weißen Kacheln geschmück und das Gebäude wurde von stämmingen Linden umrahmt (Ahrend, 1993). Auf  der mittleren der drei Kuppeln trohnte ein goldener Davidstern. Der Innenausbau der Synagoge stand dem äußeren Erscheinungsbild in seiner Pracht nicht nach. Eröffnet wurde sie Ende des Jahres 1891 (Rößler , 2010). Der Zugang lag damals nicht an der Goethestr., sondern gegenüber auf der Westseite. Nach Osten waren der Thoraschrein und die eindrucksvolle Fassade orientiert. (Wessollek, 2018) Im Jahre 1931 wurde die Synagoge durch einen Blitzschlag stark zerstört und nach Aufbauarbeiten ein Jahr später wieder eingeweiht (Rößler , 2010). Beim Löschen halfen 1931 noch viele Eberswalder*innen, insbesondere aus der gegenüberliegenden christlichen Gemeinde. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten waren direkt erste Repressalien spürbar. So wurden scheinbar willkürlich die Gebühren für das Abwasser vervielfacht, sowie das Heizsystem beanstandet. (ebd.). Als in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, der sogenannten Reichspogromnacht, von dem nationalsozialistischen Regime gelenkt und organisiert, in ganz Deutschland Synagogen angezündet und jüdische Geschäfte zerstört wurden, wurde auch die Eberswalder Synagoge in Flammen gesetzt (o.A., Märkische Allgemeine, 2013). Beim Löschen dieses Brandes half niemand mehr. Im Gegenteil: die jüdische Gemeinde wurde von der Stadt aufgefordert, das Grundstück zu räumen. Im Anschluss wurden jüdische Bürger verhaftet, dabei wurden auch Schwerkranke nicht ausgespart (Beelitz et. al, 1954). In den Herbsttagen 1942 beschloss man Eberswalde zu einer Judenfreien Stadt zu machen. Die jüdischen Einwohner Eberswaldes wurden unter lautem Gejohle ihrer nicht jüdischen Mitbürger abtransportiert. Viele verstarben auf den Transportern oder wurden in den Lagern umgebracht (ebd.). Bis 2013 gehörte das Gelände mit den darauf stehenden Baracken der Fachhochschule Eberswalde (heute Hoschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde). An die Eberswalder Synagoge, die jüdischen Bürgern einen religiösen und gesellschaftlichen Raum bot, ehe sie Opfer das Nationalsozialismus wurden, erinnerte damals nur eine schwarze Gedenktafel (Rößler , 2010). Auf Wunsch der Stadt und vieler Bürger*innen, die in einem partizipativen Prozess (u.a. mit Peter Fischer von Amcha Deutschland) an der Entwicklung beteiligt wurden, entstand hier ein Ort des Gedenkens. Der Erinnerungsort „Wachsen mit Erinnerung“ ist ein unbetretbarer Raum, der mit seinen, etwa drei Meter hohen, Waschbeton-Mauern den Grundriss der ehemaligen Synagoge der Stadt  nachzeichnet (o.A., Märkische Allgemeine, 2013 & Villinger, 2013). Das Konzept der beiden Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz beinhaltet, dass der Innenraum bewusst für immer unzugänglich bleibt und auf die Abwesenheit der Synagoge sowie der jüdischen Mitbürger*innen aufmerksam macht (Villinger, 2013). Am 9. November 2012 wurde die Skulptur geschlossen. Gäste der Gedenkfeier (u.a. der damalige Bundespräsident Gauck & Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland) pflanzten in dem noch zugänglichen Raum innerhalb des Grundrisses der ehemaligen Synagoge Linden. Sie füllten den Raum noch einmal mit gesellschaftlichem Leben, bevor er mit dem letzten Mauersegment geschlossen wurde. (Wessollek, 2018) Die Bäume, die im Laufe der Jahre für alle sichtbar über die Mauern hinwegwachsen werden, symbolisieren einen Neuanfang. Deshalb wird sie auch ‚Baumsynagoge‘ genannt. „Mit zunehmendem Wachstum zeichnen die Bäume über die Jahre langsam den Baukörper, das Volumen der ehemaligen Synagoge nach. Wie die Bäume so wächst und verändert sich auch die Erinnerung. Ein wachsendes Denkmal – das sich ständig verändert, sich ständig erneuert, das nie fertig sein wird.“ (Knitz, 2012) 

Der folgende Text steht in eingegossenen Buchstaben auf den Wandsegmenten der Skulptur. 

Die ca. 1.000 Buchstaben bilden einen die Skulptur umfassenden Endlostext: 

Über 700 Jahre hinweg lebten Juden in unserer Stadt und Region und feierten ihre Gottesdienste an unterschiedlichen Orten. An dieser Stelle weihte die jüdische Gemeinde, die auf 200 Mitglieder angewachsen war, im Jahre 1891 ihre Synagoge ein. 1931 setzte ein Blitzschlag die Synagoge in Brand. Herbeieilende Nachbarn halfen beim Löschen… Am 9. November1938zerstörten Eberswalder Bürger die Synagoge…… Schon am Tag darauf verpflichtete die Stadtverwaltung die jüdische Gemeinde dazu den sofortigen Abriss der Ruine zu veranlassen und zu bezahlen. Eberswalder Polizisten deportierten in den Kriegsjahren die letzten Juden der Stadt…Viele Eberswalder Juden starben in Konzentrationslagern und auf Todesmärschen, einige auch durch Suizid. Manche konnten noch aus ihrer Heimat fliehen. Seit dieser Zeit fehlen Eberswalde diese Menschen, Freunde, Mitschüler, Nachbarn, Kollegen,… Dieses Denkmal verdeutlicht mit seiner Geschlossenheit…..„Auf dass erkenne das künftige Geschlecht, die Kinder, die geboren werden, dass sie aufstehen und erzählen ihren Kindern.“ (Psalm37) . . . . 

  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  • Wessollek, U. (2018). Wachsen mit Erinnerung, Stadt Eberswalde, www.eberswalde.de
  • Quellen „Ort heute“:
    • 20180120_Tatort-Luecke_Ulrich_Wessollek-5877-8438

    • Luftbilder der Synagoge heute: Jan-Peter Mund

    • Fotos der Gedenkfeier am 9.11.2012: Dr. Stefan Neubacher 

    • Die Neugestaltung des Synagogengeländes zum Erinnerungsort „Wachsen mit Erinnerung“ durch die Künstler Horst Hoeisel und Andreas Knitz ist hier dokumentiert: http://www.knitz.net/index.php?option=com_content&task=view&id=68&Itemid=143 

  • Quellen „Originaldokumente“:
    • einen Artikel „Der Brand der neuen Synagoge 1931“ aus dem Buch ´Zur Geschichte der Eberswalder Synagogen= Gemeinde´- von Ludwig Arndt; Heft 2; Herausg. 1993 

    • 3 Bilder Zur Synagoge (brennend, unbeschädigt, Innenansicht)  von August 1931 aus der Sammlung des Museums

Alle Informationen beruhen auf gewissenhaften Recherchen. Falls Quellen und Angaben unvollständig oder nicht korrekt sind, freuen wir uns über Ihre Mitteilung und ergänzen diese zeitnah. Wir übernehmen keine Haftung.

Synagoge

Karte wird geladen - bitte warten...

Synagoge 52.831381, 13.819256 Synagoge

One thought on “Synagoge”

Kommentare sind geschlossen.