Bahnhof Eisenspalterei

Im Zuge der Entwicklung von Eberswalde zum Industriestandort wurden die hauptsächlich am Finowkanal ansässigen Fabriken ab 1907 durch die Eberswalde Finowfurter Eisenbahn – EFE (bis 1930 Eberswalde-Schöpfurter Eisenbahn- ESE) vernetzt und an das Schienennetz Berlin-Eberswalde-Stettin angebunden (Bergmann, 1998). Neben dem Güterverkehr wurde die Strecke auch zum Personenverkehr genutzt. Der Personenverkehr wurde im Jahre 1961 wieder eingestellt und der Güterverkehr nach der Wende, im Jahre 1996, da das Transportvolumen drastisch abgenommen hatte (ebd.). Das alte Bahnhofshäuschen am ehemaligen Stadtteilbahnhof Eisenspalterei blieb bestehen, bis es im Jahre 2002 für viele überraschend abgerissen wurde (Göttmann, 2002). Der „spontane“ Abriss müßte 2002 mit den Vorbereitungsarbeiten zur Landesgartenschau in Eberswalde erfolgt sein. Das Bahnschild „Eisenspalterei“ wurde von den Oberbarnimer Eisenbahnfreunden sicher gestellt und ist jetzt im Museum Eberswalde ausgestellt (ebd.). 

Eberswalde entwickelte sich auf Grund der Lage am Finowkanal schnell zu einem blühenden Industriestandort. Die ansässige Industrie verlangte dringend nach einem geeigneten Transportmittel, um an die 1842 eröffnete Eisenbahnlinie von Berlin über Eberswalde nach Stettin angeschlossen zu werden (Bergmann, 1998). Als Reaktion darauf wurde 1907 die Eberswalde Finowfurter Eisenbahn – EFE (bis 1930 Eberswalde-Schöpfurter Eisenbahn- ESE) gebaut, die vor allem die entlang des Finowkanals ansässigen Fabriken bediente (Heimatclub Roter Adler – Eberswalde, o.J.). Die Bahnhofe waren Finowfurt, Messingwerk, Finow, Eisenspalterei, Eberswalde/West und Spechthausen (ebd.). 1907 wurde zuerst der 9,6 km lange Abschnitt zwischen Eberswalde und der damaligen Gemeinde Schöpfurth (heute Finowfurt) eröffnet. Der Abzweig nach Heegemühle (heute Finow) kam 1914 hinzu und schließlich im Jahr 1931 der Streckenabschnitt zwischen Eberswalde und Spechthausen. Neben dem Güterverkehr, entwickelte sich auf den Strecken im schnellen Tempo der Personenverkehr (Bergmann, 1998). So fuhren bereits im Jahre 1920 fast eine Million mit der Eisenbahn. Bei der Fahrt vom Kleinbahnhof (etwa 500m vom heutigen Hauptbahnhof (damals Staatsbahnhof)) ging die Fahrt durch den (damaligen) städtischen Wald zum Bahnhof Eisenspalterei. Hier stand als Bahnhofsgebäude ein Fachwerkbau. Beim Aussteigen konnten die Passagiere in den Jahren vom September 1944 bis April 1945 vermutlich direkt auf das Außenlager des KZ Ravensbrück schauen, denn Lagereingang und der Bahnhof Eisenspalterei lagen sich direkt gegenüber (www.eisenspalterei.de). Das Lager war eins von zwei Außenlagern des KZ Ravensbrück (ebd.). Hier waren etwa 800 Frauen inhaftiert, die vorwiegend aus Italien, der Sowjetunion und Polen stammten (ebd.).  

Die Eberswalder Kleinbahn wechselte über die Jahre häufig ihre Besitzer. Zuletzt gehörte sie ab 1994 der Deutsche Bahn AG, die den Güterverkehrt bereits zwei Jahre später einstellte, da das Transportvolumen nach der Wende drastisch abgesunken war (Bergmann, 1998). Der Personenverkehr hingegen wurde bereits 1961 eingestellt, weil Streckenabschnitte auch durch Areal verlief, dass von der Roten Armee besetzt war. (ebd.). Das Bahnhofshaus des Stadtteilbahnhof Eisenspalterei blieb jedoch in der Straße „Am Bahnhof Eisenspalterei“, in der sich auch der Jugend-und Kulturverein Exil Eberswalde e.V befindet, bestehen, bis es 2002 für viele überraschend abgesrissen wurde (Göttmann, 2002). Zu dem Zeitpunkt stand es bereits viele Jahre leer und nach eigenen Angaben hätte die Stadt 100 000 Euro für Sanierungskosten aufwenden müssen und so entschied sie es abzureißen (o.A. MOZ, 2002). Viele Bürger hingegen hatten gehofft, die Bahnstrecke könnte im Rahmen der Brandenburgischen Landesgartenschau im Jahr 2002 sogar wiederbelebt und als Touristikbahn genutzt werden (Bergmann, 1998). In diesem Szenario wäre der Bahnhof Eisenspalterei direkt am Eingangstor zum geplanten Freizeit und Erholungspark am Finowkanal gelegen (ebd.). Nach dem Abriss wurde aus Leserkommentaren (Groß, 2002 ; Götze, 2002) zum, am 11. April 2002, in der MOZ veröffentlichen Artikel „Erschütterung über den Abriss“ deutlich, dass in der Eberswalder Bevölkerung allerdings sehr konträre Meinungen zum spontanen Abriss vorherrschten. Auch zum Denkmalstatus des Bahnhofsgebäudes gab es unterschiedliche Ansichten. Während die Stadt angab, der Bahnhof hätte nicht unter Denkmalschutz gestanden (o.A. MOZ, 2002), erklärte der Kreisdenkmalschützer Gabsch, der Bahnhof Eisenspalterei habe bereits zu DDR Zeiten zum geschützten Bereich gehört (Göttmann, 2002). So oder so, das Gebäude ist unwiederbringlich verloren.

  • o.A. (2002): Bahnhof stand nicht unter Denkmalschutz. Bürgermeister Reinhard Schulz rechtfertigt vor Hauptausschuss Abrissmaßnahme. MOZ, 14.02.2002. 
  • Bergmann, H. (1998). Die Eberswalde – Finowfurter Eisenbahn. VBN Verlag Bernd Neddermeyer GmbH. 
  • Göttmann, S. (2002). Erschütterung über den Abriss. Ehemaliger Bahnhof EIsenspalterei steht nicht mehr / Denkmalschützer empört. MOZ, 11. April 2002. 
  • Götze, A. (2002). Leserpost. Lästige Ruine beseitigt. Schandtat von 1997 noch übertroffen. MOZ, 14. April 2002. 
  • Groß, W. (2002). Leserpost: Stadt zum Abriss eines Schandfleckes gratuliert. Für die Restaurierung wäre genug Zeit gewesen. MOZ, 14. April 2002. 
  • HEIMATCLUB ROTER ADLER – EBERSWALDE. (kein Datum). Barnim Journal. Abgerufen am 04. Februar 2019 von https://eberswalde-barnim.jimdo.com/eisenbahn/ 
  • http://www.eisenspalterei.de, abgerufen am 04. Februar 2019 von http://www.eisenspalterei.de/index.php?option=com_content&view=article&id=70&Itemid=66&lang=de
  • Foto Bahnhof Eisenspalterei): Armin Kley, Stefan Lüdecke, Beate Tubandt 1996 aus „Das Finowtal im Barnim-Wiege der Brandenburgisch-Preussischen Industrie“ 1998- Verlag: Transit; Autoren: Carsten Seifert, Harald Bodenschatz, Werner Lorenz

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Bahnhof Eisenspalterei 52.840753, 13.771212 Bahnhof Eisenspalterei