Hüttengasthof

Der Hüttengasthof wurde  am 24. November 1990 Ziel eines rassistischen Pogroms von rechtsextremen Havy Metalern und Skinheads vornehmlich aus Eberswalde – auf eine Gruppe ehemaliger Vertragsarbeiter, darunter auch Amadeu Antonio aus Angola. Die Horde Rechtsextremer griffen Amadeu Antonio und seine Begleiter in einem Gewaltexzesses mit Zaunlatten und Baseballschlägern an. Amadeu Antonio starb einen Tag später an den Verletzungen (Schmidt, 2015). Die Tat wird heute als Mord eingeordnet.  Im Jahr 2001 wurde der Hüttengasthof abgerissen.

Der Hüttengasthof befand sich zwischen der Lichterfelder Str. 11 und der Heegermühler Str., wo sich heute der Parkplatz des Netto-Markts befindet. Der Hüttengasthof war ein Lokal, mit Diskothek, das von einem Zeitzeugen als verrufene Spelunke bezeichnet wurde. Schrep schreibt im Jahr 2000, dass der DJ im Hüttengasthof, noch deutsche Schlager spielt und die Soljanka 2,50 Mark kostet. Der Hüttengasthof wurde am 24. November 1990 Ziel eines rassistischen Pogroms von rechtsextremen Havy Metalern und Skinheads vornehmlich aus Eberswalde – auf eine Gruppe ehemaliger Vertragsarbeiter, darunter auch Amadeu Antonio aus Angola. Die Horde Rechtsextremer griffen Amadeu Antonio und seine Begleiter in einem Gewaltexzesses mit Zaunlatten und Baseballschlägern an.Amadeu Antonio starb einen Tag später an den Verletzungen (Schmidt, 2015).

Amadeu Antonio, war 1987 gemeinsam mit weiteren angolanischen Vertragsarbeiter*innen in die DDR gekommen und hatte zunächst im Schlacht- und Verarbeitungskombinat Eberswalde Arbeit gefunden. Als mit der Wende, die Verträge annulliert wurden, mussten viele Vertragsarbeiter*innen in ihre Herkunftsländer zurückkehren. Amadeu Antonio bekam eine Aufenthaltsgenehmigung, weil seine einheimische Freundin ein Kind von ihm erwartete, . Am Abend des  24. November 1990 feierte eine Gruppe von Mosambikanern im Hüttengasthof ihren Abschied aus Deutschland (Schmidt, 2015). Der Hüttengasthof war damals die einzige Eberswalder Diskothek, in der Ausländer noch gerngesehene Gäste waren (Dieckmann, 1992). Dies wusste wusste auch der Pulk an Rechten, die sich an jenem Abend mit ca 60 Personen versammelt hatten um am Las Vegas, nach eigenen Worten „Linke aufzuklatschen“ (ebd.). Da das Las Vegas geschlossen hatte, machte sich die Gruppe auf den Weg zum Hüttengasthof und randalierte auf ihrem Weg durch die Stadt. Statt sie aufzuhalten, informierte die Polizei Horst Schulz, den Wirt des Hüttengasthofs, der daraufhin auf Empfehlung der Polizei sein Lokal schloss und die Leute nachhause schickte (Schmidt, 2015). Das Handeln der Polizei und auch der anschließende Gerichtsprozess, in dem die Täter lediglich wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu zwei und vier Jahren Haft oder zu Bewährungsstrafen verurteilt wurden und der Richter das Wort Neger aussprach, wurde deutschlandweit kritisiert (ebd.) Die Tat wird heute als Mord eingestuft (Kai Jahns, 2019) Langfristig führte sie auch in Eberswalde zu einem Umdenken und vermehrten Aktionen gegen Rechtsextremismus. Direkt nach dem Mord jedoch wurde Antonio Amadeus Freundin so massiv bedroht, dass sie sich entschied, Eberswalde zu verlassen. Im Jahr 2014 wurde das neu gebaute Bürgerbildungszentrum nach Amadeu Antonio in Bürgerbildungszentrum Amadeu Antonio benannt. Die in Berlin ansässige, bundesweit gegen Rassismus und andere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit arbeitende Amadeu-Antonio-Stiftung trägt ebenfalls seinen Namen. Seit 2015 vergibt sie gemeinsam mit der Stadt Eberswalde alle 2 Jahre den Amadeu-Antonio-Preis an Künstler*innen, die Inhalte rund um die Themen Rassismus, Menschenrechte und Diversität aufgreifen und in künstlerischer Weise zur Sprache bringen.  (http://www.amadeu-antonio-preis.de).
Um über Rassismus aufzuklären steht seit 2018 ein Comic mit dem Titel „Rassismus ist kein Randproblem“ zur Verfügung (Koproduktion zwischen der Bürgerstiftung Barnim Uckermark, der Amadeu Antonio Stiftung und den vielfach preisgekrönten Berliner Kulturingenieuren). Dieser Comic richtet sich vor allem an Jugendliche. Die Bildgeschichten rekonstruieren die tragische Biographie Amadeu Antonios. Als visuelles Medium ermöglicht der Comic einen leicht verständlichen Einstieg in das komplexe Thema Rassismus. Durch die künstlerische Abstraktion wird der rassistische Mord an Amadeu Antonio nachgezeichnet, ohne einen Anspruch auf die Wahrheit zu simulieren. (https://buergerstiftung-barnim-uckermark.de/comic-ueber-amadeu-antonio-klaert-ueber-rassismus-auf/) 

Jedes Jahr zu Antonio Amadeus Todestag findet eine Gedenkfeier statt.
Der Hüttengasthof wurde 2001 abgerissen.


© Ulrich Wessollek

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Hüttengasthof 52.840227, 13.764989 Hüttengasthof