Weinbergstrasse 2

In der Weinbergstraße 2 führte die angesehene jüdische Familie Löwenthal eine Pferdehandlung, die zuletzt von Bernhard Löwenthal (1892-1940) geführt wurde. 1938 versuchten Bernhard Löwenthal und seine Frau Paula Deutschland zu verlassen, was ihnen aus finanziellen Gründen nicht gelang. 1939 wurde Bernhard Löwenthal (Bruder von Hermann Löwenthal, siehe Lücke Goethestraße 23b) durch die Repressalien des NS-Regimes gezwungen, sein Geschäft aufzugeben. Im gleichen Jahr zogen er und seine Frau nach Berlin, wo er 1940 verstarb. 

Siegmund Löwenthal (1850- 1920) ging um 1885 mit seiner Frau Anna, von Biesenthal nach Eberswalde, um dort einen Pferdehandel aufzubauen. (Eberswalder Gedenkbuch, S. 107). Um 1900 kauften sie das Grundstück Weinbergweg 2 und bezogen das Wohnhaus mit ihren Kindern Arthur, Ina, Paul, Bernhard und Hermann. Siegmund Löwenthal betrieb hier bis zu seinem Tod 1920 einen Pferdehandel. Er und seine Frau, die bereits 1911 verstarb wurden auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Eberswalde bestattet, ihr Grabstein ist bis heute erhalten. 

Nach 1920 führte Bernhard Löwenthal die Pferdehandlung seines Vaters weiter. Im Adressbuch von 1914 ist unter der Adresse die Pferdehandlung schon seine Name eingetragen und auch noch 1939 findet sich der Eintrag Pferdehandlung, Kaufmann. Verheiratet war Bernhard Löwenthal mit Paula Sieger. Die Ehe blieb kinderlos. Bernhard und seine Frau Paula versuchten ab 1938 Deutschland zu verlassen. Da ihr gesamtes Vermögen unter Sicherheitsanordnung gestellt wurde, waren sie praktisch mittellos und konnten nicht mehr fliehen. 1939 wurde Bernhard gezwungen, das Geschäft aufzugeben. Die Löschung der Pferdehandlung erfolgte beim Amtsgericht Eberswalde am 16.2.1939. Im gleichen Jahr zogen er und seine Frau Paula nach Berlin und lebten zur Untermiete am Schröderdamm 23 in Kreuzberg. 1940 starb Bernhard Löwenthal an Herzversagen und wurde in Berlin-Weißensee beigesetzt. Seine Frau verkaufte das Grundstück Weinbergstr. 2 am 16.10.1940 und erhielt dafür 21.502 Reichsmark, die sofort auf ein Sperrkonto überwiesen wurden. Paula Löwenthal wurde zusammen mit ihrer Mutter Minna Sieger am 19.1.1941 nach Riga deportiert. Von dort wurden sie in das KZ Stutthof gebracht, welches sich 40 km nordöstlich von Danzig befand. Paula starb 7 Tage vor der Evakuierung am 18.1.1945. Ihre Mutter ist in Riga verschollen. (Eberswalder Gedenkbuch, S. 108) 


© Ulrich_Wessollek

  • Behring, Ellen et al. (2008) Eberswalder Gedenkbuch für die jüdischen Opfer der Nationalsozialismus, Veröffentlichung des Vereins für Heimatkunde zu Eberswalde e.V.

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Weinbergstrasse 2

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